Was ist eine Intraokularlinse?
Eine Intraokularlinse (IOL) ist eine künstliche, meist bikonvexe Linse, die chirurgisch an die Stelle der natürlichen Linse implantiert wird, um die Fokussierung von Augen, die von einer Trübung der Augenlinse, des Akkommodationssystems oder der Hornhaut betroffen sind, zu korrigieren oder zu verbessern.
Augen mit einer Kunstlinse nennt man „pseudophak“ (das Wort phakos kommt vom griechischen Wort für Linse). Die IOL wird typischerweise in den stehengelassenen Kapselsack der eigenen Augenlinse eingesetzt, um die Funktion der natürlichen Linse zu ersetzen. Dies erfolgt in der Regel aufgrund einer altersbedingten Linsentrübung (Grauer Star, Katarakt). Manchmal erfolgt der Linsenaustausch auch zur Korrektur von Brechungsfehlern (refraktive Linsenoperation) wie Kurzsichtigkeit (Myopie), Weitsichtigkeit (Hyperopie) oder Stabsichtigkeit (Astigmatismus).
Phake Intraokularlinsen, die die Brechkraft der Augenlinse ergänzen, ohne sie zu entfernen, werden in der Regel zur Behandlung schwerer Brechungsfehler wie starker Kurzsichtigkeit starker Weitsichtigkeit und Hornhautverkrümmung eingesetzt. Diese Behandlung wird auch in Fällen empfohlen, in denen die Hornhaut aufgrund ihrer Eigenschaften eine Behandlung mit anderen Mitteln, wie Brillen, Kontaktlinsen oder Laser, nicht zulässt.
Vorteile von Intraokularlinsen
- Durch Intraokularlinsen kann bei Patienten mit grauem Star oft wieder eine praktisch normale Sehschärfe erreicht werden.
- Die Intraokularlinse bleibt dauerhaft klar
- Durch spezielle Intraokularlinsen (s.u.) kann für manche Patienten eine Brillenfreiheit auch im Alter erreicht werden
- Mit Intraokularlinsen kann sowohl eine sehr hohe Kurz- und Weitsichtigkeit als auch ein Astigmatismus gut korrigiert werden.
Es gibt aber auch Nachteile. So ist die Fähigkeit des Auges, sich auf unterschiedliche Entfernungen zu fokussieren (Akkommodation) je nach Art der implantierten Linse eingeschränkt oder aufgehoben. Da jedes Auge individuelle Besonderheiten hat und jeder Patient unterschiedliche Ansprüche an sein bevorzugtes Sehvermögen hat, wurden verschiedene Typen von Intraokularlinsen entwickelt. Damit kann den meisten Wünschen der Patienten gut Rechnung getragen werden.
Was kann eine Standardlinse?
Die Linsen unterscheiden sich nur in der Form der Füßchen mit denen sie in der Linsenkapsel verankert werden (kleine elastische Bügel oder breitere Kunststoffplatten). Die Optik einer Standardlinse ist sphärisch und monofokal, d. h., sie stellt wie eine einfache Lupe mittels einer relativ unkomplizierten Optik auf eine feste Entfernung scharf. Sie wurde und wird bei vielen Millionen Patienten in aller Welt eingesetzt, und gehört zur normalen medizinischen Grundversorgung. Fast alle Patienten sind mit dem gewonnenen Sehvermögen sehr zufrieden.
Welche verschiedenen Premiumlinsen gibt es?
Neben der Standardlinse gibt es eine Reihe spezieller Linsen, bei denen durch besondere Optiken versucht wird, das postoperative Ergebnis zu optimieren. Ein Überblick:
- Asphärische Linsen
Asphärische Linsen haben eine besondere Optik, die Bildverzerrungen reduziert. Teure Linsen sind im Gegensatz zu preiswerten „asphärisch“ geschliffen. Das gleiche Prinzip gibt es bei Kunstlinsen. Durch einen speziellen Schliff werden die Strahlen so abgelenkt, dass auch Strahlen, die durch den Rand der Linse gehen, an einem Punkt zusammentreffen.
Damit soll ein besserer Seheindruck, insbesondere bei schlechten Lichtbedingungen und weiter Pupille, erreicht werden. Es ist ungesichert, in welchem Maße eine asphärische Linse einen wirklichen Vorteil im Alltagsleben bietet. Eine Studie hat nachgewiesen, dass ältere Autofahrer mit einer solchen Linse im Straßenverkehr im Vergleich zu Patienten mit einer Standardlinse schneller Objekte erkennen und sich ihre Reaktionszeit beim Bremsen verkürzt.
- Torische Linsen
Torische Linsen sind geeignet, eine Hornhautkrümmung (Astigmatismus) auszugleichen, um auch Patienten mit diesem Problem eine einfachere postoperative Brillenversorgung zu ermöglichen. Torische Linsen sind sinnvoll bei Patienten mit einer Hornhautkrümmung über 1,5 dpt. Da sie auch gekrümmt geschliffen sind, gleichen sie den Astigmatismus der Hornhaut weitgehend aus. Sie sind eine relativ teure Spezialanfertigung und erfordern vom Operateur eine überaus gründliche Vorbereitung und eine sehr präzise Implantationstechnik. Von der verbesserten Lebensqualität abgesehen, rechnen sie sich schon, wenn der eine oder andere Brillenkauf aufgrund der dann nötigen einfacheren Gläser günstiger ausfällt.
- Multifokale Linsen
Multifokale Linsen gehen einen ganz andersartigen Weg und erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Diese Kunstlinsen sind so geschliffen, dass sie sowohl ein scharfes Fernbild, als auch ein Bild des Nahbereichs auf der Netzhaut abbilden. Das Gehirn kann sich dann dafür entscheiden, das fernere oder das nähere Bild zu beachten. Der Doppeleffekt wird meist mit konzentrischen Ringen erzeugt, die abhängig von der Pupillenweite unterschiedlich wirken. Neuere Multifokallinsen bilden auch den mittleren Entfernungsbereich, z.B. für Bildschirmarbeiten, gut ab. Diese multifokalen Linsen können auch kombiniert mit einem torischen Schliff (s.o.) angefertigt werden, und erlauben dann oft eine noch individuellere Anpassung und ggf. auch bessere Sehschärfe.
Der Gedanke an eine Optik für Ferne und Nähe ist bestechend, hat aber auch Nachteile. Einerseits sind, wenn auch weitgehend zu vernachlässigende, Abstriche an die Bildqualität zu machen („man sieht überall gut aber nirgendwo richtig gut“), andererseits führt die Doppeloptik im Dunkeln zu einer Unschärfe von punktförmigen Lichtquellen. In sehr seltenen Fällen fühlen sich Patienten dadurch so gestört, dass Autofahren nachts zum Problem wird.
- Gelbe Linsen
Gelbe Linsen sollen Patienten vor zu viel Sonnenlicht und der Gefahr einer Makuladegeneration schützen. Sie filtern die höherenergetischen blauen und ultravioletten Anteile des Lichts heraus (UV-Licht wird von jeder IOL herausgefiltert). Ob die zusätzliche Filterung der blauen Lichtanteile wirklich das Risiko für eine Makuladegeneration reduziert ist weiterhin ungeklärt. Ob als eventueller Nachteil der Tag-Nacht-Rhythmus negativ beeinflusst werden könnte, ist ebenfalls nicht ausreichend geklärt.