Auch Signale von Beinen und Nacken geben Auskunft über die Körperhaltung und die Position des Kopfes zum Körper.
Alle diese Informationen werden im Hirnstamm und Kleinhirn verarbeitet. Von dort gehen Reize zu den Muskeln, damit der Mensch seine Körperhaltung anpassen und sein Gleichgewicht halten kann. Signale mit Informationen gehen auch zum Großhirn, wo sich das Bewusstsein befindet.
Ist dieses komplexe Informationssystem gestört, kommt es zu Gleichgewichtsstörungen in verschiedenen Ausprägungen:
Schwankschwindel (psychogener, phobischer Schwindel)
Psychogener Schwindel führt zu einem unsicheren Gang, man hat das Gefühl, als gehe man auf einem schwankenden Schiff. In seltenen Fällen kombiniert mit Übelkeit und dem Gefühl, sich erbrechen zu müssen. Schwindelattacken können ganz plötzlich, wie aus dem Nichts auftreten und verschwinden nach einer Weile wieder.
Die Ursachen des psychogenen Schwindels sind, wie der Name schon sagt, oft psychischer Natur. Bestimmte Situationen (große Höhen, Fliegen, Platzangst etc.) können Schwindel und Angst auslösen bis hin zu Panikattacken mit Herzrasen, Schweißausbrüchen.
Auch organische Ursachen wie etwa neurologische Störungen oder Krankheiten können für psychogenen Schwindel ursächlich sein, wie etwa:
- Augenerkrankungen/ visuelle Wahrnehmungsstörungen
- Diabetes mellitus (Polyneuropathie)
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herz-Rhythmus-Störungen
- zu niedriger oder zu hoher Blutdruck
- Multiple Sklerose
- Alzheimer/ Demenzkrankheiten
- Migräne
- Epilepsie
- Depressionen oder psychische Erkrankungen
Behandlung Schwankschwindel
Um zu verhindern, dass ein durch organische Ursachen psychogener Schwindel chronisch wird, sollte in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden. Psychogener Schwindel lässt sich in aller Regel mit Erfolg behandeln.
Benigner paroxysmale Lagerungsschwindel (BPLS)
Ursache für BPLS sind kalkhaltige kleine Ablagerungen/Steinchen (Otokonien oder Otolithen) in einem Bogengang des Gleichgewichtsorgans im Innenohr.
Die Sinneszellen, die im Ohr dafür sorgen, dass das Gehirn bei Bewegungen des Kopfes immer genau weiß, wo oben und unten, rechts und links ist, werden durch die Ablagerungen gestört und leiten widersprüchliche Informationen weiter.
Die Folge: heftige Schwindelattacken, oft zusammen mit Übelkeit und Erbrechen, die vor allem bei bestimmten Positionen des Kopfes auftreten.
Nach dem Schlafen/Aufwachen können die Schwindelattacken stärker sein und im Laufe des Tages abnehmen. Schwindelattacken dauern in der Regel um die 30 Sekunden, können aber auch mehrere Minuten anhalten. Sie können begleitet werden von schnellen Augenbewegungen (Nystagmus).
Weitere Ursachen für BPLS können sein:
- Hohes Lebensalter (oder „Altersschwindel“: am häufigsten betroffen sind Frauen zwischen 60 und 80 Jahren)
- Bluthochdruck
- Migräne
- Schlaganfall
Behandlung BPLS
Nach der Diagnose BPLS, die der Arzt aufgrund der vorhandenen Symptome und gestützt auf weitere (neurologische) Untersuchungen stellt, hat sich als geeignete Behandlung das
Befreiungsmanöver nach Epley (auch genannt „Lagerungsmanöver“) etabliert. In ganz seltenen Fällen ist ein chirurgischer Eingriff nötig, bei dem die Nervenversorgung des betroffenen Bogenganges unterbrochen wird. Auch kann der betroffene Bogengang per Laser behandelt werden (Argonlaser).
Das Lagerungsmanöver
Mit schnellen Bewegungen in die Seitenlage nach beiden Seiten und dazwischenliegenden kurzen Pausen werden die Ablagerungen im Ohr gelockert und wieder an ihre „richtige“ Position gebracht. Das Manöver sollte ausschließlich von einem erfahrenen Arzt ausgeführt und kann heftige Schwindelgefühle und Übelkeitsgefühle auslösen. Meist reichen drei Anwendungen, um eine entscheidende Verbesserung zu erreichen. Die Betroffenen können Übung später auch zu Hause selbst durchführen. In aller Regel ist ein Lagerungsschwindel durch dieses Manöver gut therapierbar.
Morbus Menière
Bei Morbus Menière (der „Schwindelkrankheit“) ist das Innenohr gestört, was zu Hörbeschwerden, Schwindel (Vertigo) und Ohrensausen und/oder Geräuschen (Tinnitus) führt.
Morbus Menière wird medikamentös durch Injektionen ins Mittelohr (intratympanale Injektionen) behandelt.
Schwindel durch Nackenverspannungen (HWS-Syndrom)
Die Muskulatur der Halswirbel spielt in 40% aller Fälle von Schwindel eine entscheidende Rolle. Die Muskeln drücken auf die Nerven („eingeklemmter Nerv“), die Nerven werden dadurch gereizt. Die Folge: sie übermitteln Informationen über Körper und Kopfhaltung nicht mehr korrekt, was zu Schwindel (Schwankschwindel) führt. Zusätzliche Folgen können sein:
- Tinitus (Ohrgeräusche)
- Kopfschmerzen
- Sehstörungen
- Übelkeit
Das HWS-Syndrom kann gut behandelt werden. Bewährt haben sich:
- Physiotherapie/manuelle Therapie, wodurch die Verspannung im Nacken gelockert wird
- Wärmebehandlung
- Stärkung der Nacken/Wirbelsäulenmuskulatur